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Was sind Traumata?

und was passiert dabei im menschlichen Organismus ...?

Was sind Traumata ?

Traumata sind plötzliche einmalige (Monotraumata) - Typ I Traumata - oder sich wiederholende (Multitraumata) oder aber über Wochen, Monate und gar Jahre anhaltende bedrohlich ängstigende und ausweglose Ereignisse (sequentielle Traumata) - Typ II Traumata -, bei denen Menschen jeweils in die Schutzlosigkeit der sogenannten >Traumatischen Zange< geraten.

Diese "Zangensituation" entsteht durch folgenden Ablauf (Schritte 1.-9.)

innerhalb einer 'Überlebenskaskade' des Organismus:

  1. Bedrohung von außen mit Aktivierung der Alarmsysteme: Angst, Schmerz, Ekel, Scham,.. ... ...mit blitzartiger
  2. Aktivierung der körperlichen Stressreaktion "Freeze" (Schrecksekunde, 'attentative Immobilität', Orientierungsreaktion) mit Bereitstellung der körperlichen Energie (Herz, Kreislauf, Atmung, Muskulatur ...), die dem Überleben dient;
  3. Fehlen einer schützenden Bindungsperson ..., es entsteht "Fear" (Furcht / Angst)
  4. Fehlender Fluchtmöglichkeit - "no Flight"
  5. Fehlender Kampfmöglichkeit - "no Fight"
  6. Erstarren/körperliches Einfrieren -"Fright", ("tonische Imobilität") Erstarren in Verlassenheits-/Todesangst bei Übererregung
  7. Erschlaffen / Erlahmen "Flag" mit Zunahme der Bewusstseinstrübung (Dissoziation) und kognitiven Störungen
  8. Unterwerfung / Ohnmacht(snahe) Bewusstseinstrübung "Faint" (Abspaltungen vom Bewusstsein / Dissoziation)
  9. Fragmentarische Abspeicherung - "Fragments" der sensorischen, körperlichen, emotionalen und kognitiven Erlebnisinhalte

In solchen traumatischen 'States' des sogn. "Inescapable shock" bleiben also nur noch die archaischen Überlebensreaktionen /Muster des Körpers und der kognitiven Abspaltung vom Bewusstsein, die sgn. Dissoziation übrig.

Es handelt sich dabei um verschiedene dissoziative Phänomene, die zuerst in der Übererregung (Sympatikus) ablaufen und dann in der Position der Unterwerfung /"submission" mit Untererregung (Parasympatikus / ventraler und dorsaler Vagus) einhergehen.

Das Gehirn arbeitet (registriert, verarbeitet und speichert) dabei völlig anders als bei normalen Alltagssituationen und Erlebnissen.

Es kommt zu Trennung und Abspaltung von körperlichen, kognitiven, emotionalen und Verhaltens-Aspekten im Erleben, die unter normalen Bedingungen im Bewusstsein zusammen geführt werden, einer realistischen Wahrnehmung, Steuerung und Bewertung unterliegen und als ganzheitliche Erfahrung gespeichert werden und als stukturierte Erinnerung wieder abgerufen werden können.

Auch wenn Menschen für die Verarbeitung von traumatische Erfahrungen in unterschiedlichem Ausmaß gewisse Selbstheilungskräfte (Resillienz und Ressourcen) zur Verfügung stehen, hinterlassen Traumata unbehandelt oft lebenslang Spuren in Form von zahlreichen psychischen und körperlichen Symptomen, Verhaltensauffälligkeiten und Beziehungsproblemen, posttraumatischen Störungsbildern wie die PTBS oder Persönlichkeitsveränderungen mit Beeinträchtigung von Lebensqualität und Lebensgestaltung.

Verkehrsunfälle Unfälle im häuslichen Bereich Verkehrs- und Naturkatastrophen plötzliche Verluste naher Menschen schwere lebensbedrohliche Erkrankungen manche intensivmedizinischen Eingriffe Kriegsereignisse Vertreibungs-Flucht- oder Gefangenschafts- und Foltererlebnisse Gewalterfahrungen aller Art Überfälle Augenzeugenschaft von roher Gewalt, Zerstörung und Unmenschlichkeit Mobbing und Stalking .. vor allem aber

Häusliche Gewalt in Form von:

  • Vernachlässigung (bei Babys und Kindern),
  • emotionaler Gewalt, durch Beschimpfungen, Demütigungen, Abwertungen, Erniedrigungen, Drohungen und Augen-zeugenschaft von körperlicher und / oder sexualisierter Gewalt
  • physischer / körperlicher Gewalt (Misshandlungen) und
  • sexueller Ausbeutung und Mißhandlung ("Sexueller Mißbrauch") in Kindheit, Jugend, aber auch im Erwachsenenaltertraumatisieren die meisten Menschen erheblich, insbesondere innerfamiliär durch "Inzest" und der damit einhergehenden Schutzlosigkeit im eigenen Nest, schlimmer noch durch Angriffe von vertrauten Bindungspersonen.Es entstehen pathologische Opfer-Täter-Bindungen mit zum Teil schweren Abhängigkeiten der Opfer von den Tätern.
  • Dies geschieht auch durch organisierte und rituelle Formen sexueller Ausbeutung und sadistischen Misshandlungen.

Nach den beiden ersten internationalen Traumakongressen in der BRD, 1998 in Köln und 1999 in Göttingen und besonders nach Katastrophen wie dem Eschede-Unglück vom 3. Juni 1998, Flugzeug- und Schiffskatastrophen, dem Kosovo-Krieg, den Erdbeben in der Türkei, v.a. den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf das WTC in New York, den verschiedenen Schulamokläufen vom:

26. April 2002 in Erfurt: der 19-jährige Robert Steinhäuser erschießt 16 Menschen am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt;

20. November 2006 in Emsdetten;

01. März 2009, Winnenden: Bei diesem Amoklauf in Baden-Württemberg sterben 16 Menschen. In einer Realschule in Winnenden erschießt der 17-jährige Täter Tim K. drei Lehrerinnen und neun Schüler, auf der Flucht tötet er drei Passanten, bevor er in einem Schusswechsel mit der Polizei selbst stirbt;

22. Juli 2016, München: Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner schießt am Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) um sich und tötet neun Menschen, 27 weitere werden verletzt. Danach tötet sich der Schütze selbst. 2300 Sicherheitskräfte waren in München im Einsatz usw.,

sowie den verschiedenen Terroranschlägen der letzten Jahre wie dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz vom 19.Dezember 2016, wuchs auch in der BRD bundesweit die Aufmerksamkeit und das Interesse an der Bedeutung traumatischer Lebensereignisse für die Entwicklung akuter und chronischer posttraumatischer psychischer Störungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten.

"Die Zeit heilt alle Wunden" als Trost und Hoffnung spendende Äußerung stimmt leider nicht; sie ist durch die Forschung der letzten Jahre widerlegt, auch wenn Menschen unter günstigen Umständen über Selbstheilungskräfte verfügen (Resilienzforschung).

In einem zeitgemäßen, modernen und den ökonomischen Gegebenheiten Rechnung tragenden Gesundheits- und Erziehungswesen sind in allen Berufsgruppen Wissen und ärztliche und psychologische psychotherapeutische Handlungskompetenz im Bereich der Psychotraumatologie, der traumazentrierten Psychotherapie und der Traumapädagogik, -beratung und Prävention erforderlich.

Dies ist in den zurückliegenden 22 Jahren, seit der Eschedekatastrophe im Juni 1998 nach und nach in erfreulichem Maße geschehen. Es sind Fachgesellschaften wie die DeGPT (Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie e.V.) entstanden und in den letzten Jahren Traumafortbildungs-Institute wie Pilze aus dem Boden geschossen; und der Umfang der deutschsprachigen Fachliteratur zur Psychotraumatologie, Traumatherapie und Traumapädagogik ist beeindruckend.

Viele Therapierichtungen und -methoden berücksichtigen in Theorie und praktischer therapeutischer Umsetzung jedoch immer noch nicht in ausreichender Weise die Auswirkungen der Schreck-, Schutz- und Verteidigungs-Reaktionen des Körper und des Nervensystem, die während eines bedrohlichen traumatischen Ereignisses mit überflutendem aversiven Stress durch Angst, Schmerz, Ekel, .Scham, ablaufen.

Traumatisierungen/Traumafolgestörungen entstehen, wenn diese akuten Schutz- und Überlebensmechanismen des Organismus - wie oben schon in der "Überlebenskaskade" aufgeführt (Hypervigilanz, Flucht, Kampf, vegetative und muskuläre Aktivierungs- und Immobilitäts-Reaktionen nach dem Ereignis im Gehirn gespeichert stecken bleiben und im Alltag überdauern.

Es kommt zu persistierenden 'eingefrorenen' vegetativen und emotionalen Reaktionen, dysfunktionalen kognitiven Überzeugungen und v.a. zu affektiv-motorischen Mustern, die die Ursache für zahlreiche körperliche und psychische Beschwerden darstellen.

Bei der therapeutischen Aufarbeitung der Folgen von Schockerlebnissen und Traumata müssen deshalb neben kognitiven und emotionalen Aspekten v.a. die körperlichen Reaktionen auf das verursachende traumatische Ereignis als zentrales Phänomen verstanden und körpertherapeutisch berücksichtigt werden.

Das traumatherapeutische "KReST-Modell" - Körper-, Ressourcen- und Systemorientierte Traumatherapie (nach Lutz Besser) trägt diesen Aspekten auf dem Weg einer mehrdimensionalen körperorientierten Traumaheilung effektiv Rechnung und wird daher am zptn theoretisch und praktisch seit vielen Jahren effektiv gelehrt und angewandt.

Hierzu gibt es in der Buchneuerscheinung  Traumakonfrontation-Traumaintegration, Therapiemethoden im Vergleich< Hrsg.Helmut Rießbeck u. Gertraut Müller, Kohlhammer, Stuttgart 2019, im Kapitel 2 eine ausführliche Darstellung in Theorie und Praxis.

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